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Hospizdienste brauchen noch viel Lobbyarbeit

Ein Interview mit Susanne Kränzle, der neuen Vorsitzenden des Hospiz- und PalliativVerband Baden-Württemberg

Vor wenigen Tagen ist Susanne Kränzle, die Leiterin des Hospiz Esslingen, zur Vorsitzenden des Hospiz- und PalliativVerband Baden-Württemberg e. V. (HPVBW) gewählt worden. Zuvor war sie stellvertretende Vorsitzende. Wie sich diese politische Lobbyarbeit und ihre Aufgaben im Hospiz Esslingen ergänzen, beschreibt sie im Gespräch mit Ulrike Rapp-Hirrlinger.

Was bedeutet dieses neue Amt für Sie?

Zunächst ist es natürlich eine große Ehre, dass ich gewählt wurde. Ich bin ein Mensch, der gerne mitgestaltet und sehe dies als Chance.

Seit neun Jahren bringen Sie sich auf Bundes- und Landesebene im HPV ein. Wie kam es zu diesem Engagement?

Ich bin ein politisch interessierter Mensch und glaube, dass die Hospizarbeit Strukturen und Rahmenbedingungen braucht, um gut funktionierten zu können. Es begann damit, dass ich gebeten wurde, den Vorstand des HPV fachlich zu beraten. Damals habe ich das stationäre Hospiz in Stuttgart geleitet. Das hat mir so viel Freude gemacht, dass ich mich bei der nächsten Wahl zur Verfügung gestellt habe. Ich bin überzeugt, dass es im Land und auf Bundesebene noch viel zu tun gibt.

Warum ist Lobbyarbeit für die Hospizarbeit so wichtig?

Die Hospiz- und Palliativbewegung ist immer noch zu wenig bekannt.

Verband thematisiert Sterben in der Gesellschaft

Seit 20 Jahren gibt es den Hospiz- und PalliativVerband Baden-Württemberg. Obwohl die Herausforderungen gewachsen sind und Hospizarbeit heute wesentlich vielfältiger ist, als dies noch zu Beginn der Verbandsarbeit der Fall war, so der Vorstandsvorsitzende Bernhard Bayer, blieb in all den Jahren das Herz der Hospizarbeit erhalten: engagierte und qualifizierte Ehren- und Hauptamtliche sind bereit und fähig, Sterbenden und ihren Angehörigen zur Seite zu stehen und diese zu begleiten.

Bereits in den 1980er Jahren hat die Vision der Hospizbewegung, die Situation Sterbender zu verbessern und dem Sterben seine Würde zurückzugeben, in Baden-Württemberg Wurzeln geschlagen und sich rasch ausgebreitet. Inzwischen kann unser Land auf ein flächendeckendes Netz von Angeboten blicken. Über 12.000 Sterbefälle pro Jahr werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den ambulanten Hospizdiensten, den stationären Hospizen, den Palliativstationen sowie in den ambulanten Kinder- und Jugendhospizen begleitet.

Muhterem Aras war am 13. Juni 2016 beim Jubiläum des Verbandes zu Gast und nahm eine wichtige Botschaft mit nach Hause: Die Themen Sterben, Tod und Trauer wurden inzwischen zum Glück aus der Tabuzone geholt. Dies ermöglicht es zahlreichen schwerstkranken und sterbenden Menschen, dass sie ihren letzten Lebensabschnitt würdevoll, schmerzfrei und in vertrauter Umgebung verbringen können. Der Hospiz- und PalliativVerband Baden-Württemberg hat zu dieser Entwicklung einen wichtigen Beitrag geleistet.

Positionspapier: "Qualitätsmanagement in der ambulanten Hospizarbeit"

In der Mitgliederversammlung im Juni 2012 wurde der Vorstand gebeten, zu Entwicklungen Stellung zu nehmen, die die Einführung von Qualitätssicherungsprozessen oder gar Qualitätssiegeln in der ambulanten Hospizarbeit einfordern. Hospizdienste sind aus einer Bürgerbewegung heraus, ehrenamtlich verantwortet, entstanden und durch die Finanzierung durch die Kassen zu ganz eigenen Einrichtung im Gesundheitswesen geworden. Daher ist auch die Frage von Qualität und deren Darstellung in den Diensten ganz eigen zu betrachten. Lesen Sie weiter im Anhang.