Der Tod eines Kindes ist für Eltern eine Katastrophe. Zerbricht daran auch die Partnerschaft? Roland Kachler und Christa Majer-Kachler kennen diese Frage aus eigener Erfahrung. Sie zeigen Wege auf, wie sich die unterschiedliche Trauer der beiden Partner zu einem Ganzen finden kann. Dabei darf das verstorbene Kind weiterhin zum Leben des Paares gehören. Einfühlsam unterstützen sie Paare auf dem gemeinsamen Trauerweg hin zu einer neu gelingenden und vertieften Partnerschaft.
„Der Tod eines Kindes stellt für Mütter und Väter eine existentielle Katastrophe dar“. So beginnt „das Paarbuch für trauernde Eltern“, das der Theologe und Therapeut Roland Kachler und seine Frau, die bildende Künstlerin und Sozialpädagogin Christa Majer-Kachler geschrieben haben. Zehn Jahre nach dem Tod ihres Sohnes geben sie sich Rechenschaft, wie unterschiedlich sie die Trauer erlebten, was für ihre Beziehung besonders belastend war, was ihnen half, wie sie trotz großer Unterschiede immer wieder zusammenfanden und wie sie ihre Partnerschaft am Ende bewusster und intensiver erlebten. Sie weisen sogar nach, dass die Scheidungsrate bei verwaisten Eltern niedriger ist als beim Durchschnitt der Familien. In zehn Kapiteln schildern sie den Verlauf der Trauer mit allen Abgründen, Verzweiflungsphasen, aber auch hilfreichen Entwicklungen. Sie sprechen die Sprache der Betroffenen, sodass sich betroffene Eltern beim Lesen verstanden fühlen. In vielen Umfragen ermitteln sie, wie es anderen betroffenen Eltern ergeht, sodass die Vielfalt möglicher Erfahrungen in der Trauer wiedergegeben wird. Zu jedem Kapitel gehören „Paarimpulse“. Das sind kleine Übungen, in denen Mutter und Vater ausprobieren können, über ihre unterschiedlichen Erfahrungen in der Trauer miteinander zu reden. Dabei entdecken sie das „komplementäre Trauern“. Wenn der eine in Verzweiflung steckt, findet der andere Kraft, Dinge in die Hand zu nehmen. Unterschiede sind nicht verboten, sie können sogar hilfreich sein. Jedes Kapitel endet mit sehr persönlichen Formulierungen wie „Ich als Frau und Partnerin“ und „Ich als Mann und Partner“ das Geschilderte erlebte. Die Autoren geben Einblick in ihre Unterschiede.
In den ersten Kapiteln geht es darum, das ganze Ausmaß der Katastrophe zuzulassen. Danach geht es um die Frage, wie die Beziehung zum Kind lebendig bleibt, obwohl es nicht mehr da ist. Wie viel Gespräch und wie viel Schweigen brauchen wir? Am Ende wird gefragt, wie wir trotz aller Liebe zum Kind auch unsere Liebe zueinander wieder finden, wie körperliche Liebe wieder wachsen kann. Die Menge der Informationen und die Verläufe der Trauer in der Beziehung zueinander sind so vielfältig und komplex, dass die Autoren betroffenen Eltern raten, nicht das ganze Buch sofort zu lesen, sondern sich die einzelnen Kapitel erst im Verlauf der Trauer vorzunehmen.
Besonders an diesem „Paarbuch für Eltern“ ist, dass die persönlichen Erfahrungen reflektiert werden auf dem Hintergrund psychologischer Kenntnisse und therapeutischer Erfahrung. Deshalb ist es für verwaiste Eltern ein Begleitbuch, in dem sie sich mit allen ihren schmerzhaften Erfahrungen verstanden fühlen und hilfreiche Anregungen für die eigene Trauer finden. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hospizen, die Trauernde begleiten, empfiehlt es sich als Lehrbuch, in dem konkret beschrieben wird wie Elterntrauer sich von innen anfühlt, was hilfreich ist, und wie Eltern durch einfühlsame Begleitung ihren eigenen Weg durch ihre Trauer finden.
Martin Klumpp, Prälat i. R., Stuttgart