Rund 200.000 Kinder und Jugendliche sind jedes Jahr allein in Deutschland mit betroffen, wenn ein Elternteil an Krebs erkrankt. Für die Eltern kommt zu all dem persönlichen Stress im Umgang mit der Erkrankung noch das Problem, die Kinder einzubeziehen, ihnen all das zu erklären, was nun kommt und kommen kann. - Das Buch orientiert sich am Verlauf der Krankheit, macht Eltern die Wahrnehmung der Kinder deutlich und gibt viele Anregungen, wie und wann was getan werden sollte. Dabei geht es hauptsächlich darum, eine familiäre Kommunikation zu ermöglichen, um Kindern bei der Bewältigung der elterlichen Erkrankung zu helfen und zwar bis hin zum Versterben des Elternteils. - Frau Brütting hat zudem Kinder und Jugendliche ihrer Gruppenangebote eingeladen, zu bestimmten Aspekten selbst etwas zu schreiben. Diese O-Töne geben dem Buch eine besondere Note. Sehr offen werden hier sowohl die Nöte als auch die Wünsche und Sichtweisen der Kinder und Jugendlichen ausgedrückt.
Das Buch verfolgt das Ziel, betroffene Eltern zum Gespräch mit ihren Kindern zu ermutigen und damit gegen die vorherrschende Unsicherheit im Miteinander zu wirken. Kommunikation in der Familie ist der stabilisierende Faktor in Krisenzeiten – und wird trotzdem nicht gepflegt. Auf dieses Dilemma weist die Autorin sehr anschaulich hin und arbeitet daran, es zu ändern.
Die Situation betroffener Familien mit der Erstdiagnose „Krebs“ wird gut beschrieben, der Fokus liegt auf dem Erleben der Kinder und Jugendlichen.
Gestaltung und Aufbau des Buches sind übersichtlich, die Kapitel sollen jeweils in sich abgeschlossen sein. Das wird nicht konsequent durchgehalten, bei einem Umfang von 168 Seiten lohnt es sich, das ganze Buch zu lesen. Viele Hinweise erscheinen nicht unter dem Stichwort, sondern an anderer Stelle.
Die verschiedensten Aspekte werden angesprochen und durch Beispiele ergänzt. Die Auflistung ist umfassend, aber nicht immer wird auf die Aspekte eingegangen, die sich für den Umgang mit dem Kind oder Jugendlichen daraus ergeben, z. B. taucht das Thema „Ekel“ auf, wird aber nicht aufgegriffen, gleiches bei der Sorge von Kindern, wenn die Eltern trotz der Krebserkrankung (wieder) rauchen.
Die Autorin ist als Gestalttherapeutin und Heilpraktikerin u. a. für einen Frankfurter Verein tätig, der für Kinder Krebskranker Angebote vorhält. So liegt auch der Schwerpunkt des Buches in der Auseinandersetzung mit einer Krebserkrankung, viele Erläuterungen sind auch hilfreich für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen, wenn eine andere schwere oder chronische Erkrankung in der Familie vorliegt.
Das Buch schließt mit einem ausführlichen Adressteil, in dem nur ein Manko auffällt: Kinder- und Jugendhospizdienste tauchen nicht auf, obwohl sie in vielen Fällen für die gleiche Zielgruppe zur Verfügung stehen.
Insgesamt ist das Buch ein gutes Plädoyer gegen die Sprachlosigkeit in Familien. Kinder und Jugendliche wollen einbezogen werden. Darauf kann man nicht oft genug hinweisen.
Christine Ettwein-Friehs, Karlsruhe