Wenn ein uns nahestehender Mensch stirbt, wissen wir häufig nicht, wie es weitergehen soll. Trost, Verständnis und auch in dieser Situation praktikable Hilfen bietet die Autorin an, die selbst ein Kind verloren hat und inzwischen langjährige Trauerbegleiterin ist. Besonders die Tage unmittelbar nach dem Tod und andere Gedenktage erfordern Rituale, damit aus der Erinnerung heilende Kräfte wachsen.
Die Autorin hat Trauernden ein Brevier geschenkt, wie es gelungener nicht sein könnte.
Ihr Leitsatz dazu ist: "Trauernde sind Wissende".
Der Suizid ihres 18-jährigen Sohnes hat sie in abgrundtiefe Trauer und ungeheuere Sinnkrise geststürzt. Als so Betroffene beschreibt sie eigene Empfindungen, Erlebnisse und Erfahrungen im Rückblick ohne jedes Pathos, aber als Wissende. Sie wendet sich nicht nur an Menschen, die das gleiche Schicksal mit ihr teilen, sondern ebenso an die, welche ihre(n) Lebenspartner(in) verloren haben sowie an Söhne und Töchter, die um ihre Eltern trauern und nicht zuletzt an Menschen, die sich als nicht Betroffene Trauernden nähern wollen.
Eigene Gedanken und Erkenntnisse sind ergänzt mit Liedtexten und Gedichten anderer Schriftsteller und viele Naturaufnahmen, in dezentem Sepia gehalten, fangen Stimmungen ein und regen zum Nachsinnen an.
Freya von Stülpnagel macht Mut, sich die Sprache der Poesie anzueignen und so der eigenen Wortlosigkeit zu entkommen. Sie beschreibt Rituale, die nicht befremdend anmuten, sondern einladen, Ähnliches zu wagen. Sie "empfiehlt" nicht, sondern erzählt, was für sie heilsam war und erschließt so - dem geschulten Trauerbegleiter ersichtlich - keine Theorie, wohl aber zeigt sie erprobte Trittsteine, die das Gesamtwohl des trauernden Menschen absichern können, physisch, systemisch, geistig und spirituell.
Trauerwissenschaft? - Trauer Wissen schafft!
Mich hat die Echtheit dieses Buches überzeugt, ich werde es Trauernden sehr gerne in die Hand geben.
Ingrid Zinnecker, Trauerbegleiterin, Krankenschwester