Jährlich sind tausende von Kindern vom Tod einer nahe stehenden Person betroffen, ob innerhalb der eigenen Familie oder in Kindergarten und Grundschule. Die meisten Erwachsenen, auch das Fachpersonal in den Einrichtungen, sind angesichts trauernder Kinder verunsichert und fühlen sich häufig überfordert, sodass diese oft auf sich allein gestellt bleiben und in ihrer unterschiedlichen Art der Trauer nicht wahr- und ernstgenommen werden. Petra Hinderer und Martina Kroth haben sich in ihrem Buch diesem schwierigen Thema gestellt und einen hilfreichen Leitfaden für Kindergarten, Grundschule und zu Hause erarbeitet. Sie benennen als Grundlage jeder Begleitung von trauernden Kindern die eigene Auseinandersetzung mit Tod und Trauer. Im zweiten Kapitel geben sie eine kompetente Einführung in Tod und Trauer um dann konkrete Hilfestellungen vorzustellen. Diese sind ausführlich beschrieben und haben sich bereits alle in der Praxis bestens bewährt. Schließlich geben sie Tipps, wie in Einrichtungen das Thema "abschiedlich leben" immer wieder aufgegriffen werden kann und nicht erst dann, wenn der Ernstfall eintritt. Für das pädagogische Personal in Kindergärten, für Lehrer und für alle, die mit trauernden Kindern zu tun haben, ist so eine praxisnahe Handreichung entstanden, die einlädt, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen.
Das Thema Verlusterleben, Tod und Trauer ist mehr und mehr zur Tabuzone in unserem öffentlichen Leben geworden. Es passt nicht mehr zu unserer intakten, gesundheitsbewussten und leistungsorientierten Gesellschaft.
Gerade Kinder verlieren jedoch jegliche Orientierung im Umgang mit Verlusten, wird ihnen nicht die Möglichkeit gegeben, im Einklang mit ihrer Umwelt Abschiede zu leben und zu trauern, wie es ihrer Altersgruppe entspricht.
Das Buch gibt einen guten Einblick in die Problematik im Umgang mit der Unsicherheit, die eine Begegnung mit einem trauernden Kind prägt. Es lässt dem Leser Raum eigene Ideen aufgrund der Vorschläge der Autorinnen zu entwickeln. Sehr einfühlsam wird das Erleben von Kindern in verschiedenen Altersgruppen im Umgang mit Verlusterlebnissen geschildert. Der Tod der Mutter, der Tod eines Kindes in der Kindergartengruppe, oder auch der Tod einer Erzieherin im Kindergarten sind jeweils sehr verschieden erlebte Erfahrungen. Dieser Vielfältigkeit der Erlebnisse wird im vorliegenden Buch sehr sachlich und geordnet Rechnung getragen.
Hilfreiche Übungen ergänzen die jeweiligen begleitenden Beispiele im Umgang mit trauernden Kindern. Das jeweilige gesamt Umfeld des Kindes wie Familie, Kindergarten oder Schule finden in der Begleitung angemessen Berücksichtigung. Es werden ganz praktische Hilfen gegeben, das in großes Ungleichgewicht gestürzte eigene Erleben und Leben aller Beteiligten neu zu ordnen. Trauer lässt sich nicht ignorieren, in der Gemeinschaft durchlebt verhilft sie zu einem neuen Anfang.
Diesen Weg von trauernden Kindern zu begleiten, ist den Autorinnen in besonders liebevoller Art gelungen. Mit Herz, aber auch mit sehr viel Fachkompetenz und ordnender Sachlichkeit gibt das Buch Sicherheit im Begleiten trauernder Kinder.
Thomas Dübner, Hospiz Bietigheim-Bissingen